Die Geburtsstätten heißer und heller Sterne sind tatsächlich kalte und dunkle Wolken aus Gas und Staub. Um den Prozess der Entstehung von Sternen untersuchen zu können sind optische Aufnahmen nahezu unbrauchbar. Wegen der dichten Materie und den tiefen Temperaturen müssen die frühen Phasen durch die Analyse von Infrarotstrahlung untersucht werden, wovon der größte Teil durch die Erdatmosphäre verschluckt wird. Das im Mai 2009 gestartete ESA-Weltraumteleskop "Herschel" ermöglicht Untersuchungen in bislang unerreichter Präzision und Detailschärfe.
Barnard 68 gilt als der Prototyp einer nahen Dunkelwolke, in der sich mutmaßlich Bedingungen untersuchen lassen, die am Anfang des Sternentstehungsprozesses stehen. Mit Hilfe von aktuellen Herscheldaten konnte die räumliche Verteilung von Staubtemperaturen und -dichten zum ersten mal zuverlässig ermittelt werden. Diese Größen sind maßgeblich für die Gültigkeit verschiedener Sternenstehungstheorien. Weitere Ergebnisse beinhalten die wahrscheinliche Herkunft von Barnard 68, eine Analyse der externen Heizquelle sowie die mögliche Entdeckung, dass hier zwei Wolken miteinander kollidieren und so den Sternenstehungsprozess einleiten.
Dr. Markus Nielbock studierte in Düsseldorf und Bochum. An der Ruhr-Universität Bochum promoviete er 2001 in Astrophysik. Danach war er bis 2003 bei der ESO, der Europäischen Südsternwarte in Chile beschäftigt, anschliessend von 2003 bis 2006 wieder in Bochum. Im Dezember 2006 wechselte er zum Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg (Projekt Herschel, PACS-Kamera).
Bis zum Start von Herschel im Mai 2009 war er intensiv in den Instrumententests der Kamera PACS (entwickelt unter Federführung des Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching) involviert. Das führte ihn sogar zu den abschließenden Funktionstests im März 2009 nach Kourou. Seitdem arbeitet er als Kalibrierungswissenschaftler des Instruments. Seit Anfang 2011 leitet er die lokale Instrumentengruppe der Herschel/PACS-Kamera am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und ist der Repräsentant des PACS-Konsortiums im ESA-Kommittee für die Kalibrierung des Herschel-Observatoriums.